Autor: G. Gorin
Regie: E. Forr
Übersetzung: P.Steger
In deutscher sprache
28.03.2003, Villa Leon, Nürnberg
14., 21., 28.10 2002, E-Werk, Erlangen
Irland im 18. Jahrhundert. Ein Doktor aus Nottinghampshire kommt auf Bitten des Gouverneurs der Stadt Dublin dahin,
um den bekannten satirischen Schriftsteller Jonathan Swift von seinem Seelenleiden zu befreien. Auf dem St. Patrick-Platz
begegnet er einer Beerdigungszeremonie, die Swift alljährlich an ein und demselben Tag für sich veranstaltet. Die ganze Umgebung
des Schriftstellers erscheint zunächst verrückt. Liliputaner, die unter den Füßen wuseln, der Riese Glum, der einen Kampf mit dem
Ritter Lancelot austragen will, „Jemand“, der ewig lebt, haben das Swifthaus geschaffen, eine Welt, in der jeder auf seine eigene Art
verrückt ist und sein Spiel spielt. Der Butler Patrick erklärt dem Doktor, das seien alles Scharlatane, genauer gesagt ist das alles ein
Schauspiel. Der eine spielt einen Liliputaner, der andere einen Riesen. Als es angefangen hatte, war alles noch gut, aber mittlerweile haben
sich die Schauspieler zu sehr hinreißen lassen. Improvisation, wahre Leidenschaft, der reinste Wahnsinn. Aber der Doktor ist ein erfahrener
Psychiater und berichtet nach London, Jonathan Swift sei völlig gesund. Die Dubliner sind schockiert, als sie es erfahren, denn dies ist
ein Todesurteil für den Schriftsteller. Das Irrenhaus, das er um sich herum aufgebaut hatte, schützte den großen Satiriker, indem es ihn
auch verrückt erscheinen ließ. Denn für jede seiner Schriften hätte er sonst eingekerkert werden sollen. Der Vormundschaftsrat beschließt,
dem ganzen verrückten Geschehen um Swift herum ein Ende zu setzen, insbesondere seiner sinnlosen alljährlichen Beerdigungszeremonie. Nach
langjährigem Schweigen teilt Swift den Einwohnern der Stadt mit, er würde an diesem Tag um soundsoviel Uhr für immer von ihnen scheiden. Er
befiehlt den Dublinern, dieses Ereignis zu feiern und sich darüber zu freuen. Er fällt hin. Der Doktor stellt seinen Tod fest und will es gerade
laut verkünden, als er merkt, dass Swift ihm fröhlich und frech zuzwinkert. Ob Swift wirklich gestorben ist, oder nicht, haben die nachfolgenden
Generationen zu urteilen.
Swifts Welt ist für uns die Welt des Gulliver, der von ihm geschaffen wurde. Und da erscheint vor den Augen der Stadtbewohner nicht
mehr Swift selbst, sondern die aus Büchern bekannte Gestalt des Gulliver: Ein Gehrock, ein dreieckiger Hut, weiße Strümpfe, eine Reisetasche in
der Hand, ein Lächeln auf den Lippen...