Schwarze Milch

Autor: W. Sigarew
Regie: E. Forr
Übersetzung: A. Kahl

Drama in zwei Akten

In deutscher sprache

11., 12., 13., 18., 19. und 20.11 2005
im Marie-Therese-Gymnasium
Schillerstraße 12, 91054 Erlangen

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Sigarew

  Sigarews Name und sein Theaterstück “Plastilin” riss die Theaterwelt vor wenigen Jahren durch seine lebensnahen Inhalte beinahe auseinander. Ein Jugendlicher, der in einer apokalyptischen Welt untergeht und sie letztendlich verdammt, schockiert den Betrachter. Deutsche Zuschauer konnten die Verfilmung dieses Werks in der Inszenierung vom Moskauer Regisseur Kirill Serebrennikow bereits 2002 sehen.

  Mit dem Theaterstück “Schwarze Milch” setzt Sigarew das Thema der “Unreinheit”, sowohl der innerlichen als auch der äußerlichen, fort. Bereits in den ersten Zeilen seines Stücks sagt der Autor: ”Du Dreckige Grenzenlose Heimat Mein!”

  Welcher Russe kennt nicht heruntergekommene, scheußlich riechende Bahnhofshallen mit vollgespuckten Sitzen und schäbigen Wänden, Dreck ohne nur irgendwelche Zivilisationsspuren, russisches Volk in abgeschabten gesteppten Bauernjacken und im Alkoholdunst?

  An so einer kleinen Bahnstation mitten im Nirgendwo landet ein junges Paar. Raffiniert drehen die beiden zynischen Moskauer Händler bettelarmen einfältigen Hinterwäldlern ganz gewöhnliche Toaster aus Kunststoff an. Diese Narren schmeißen ihren halben Monatslohn dafür weg. Der Wucher fliegt auf. Die Dorfbewohner kommen mit den Toastern zurück und wollen ihr Geld wieder haben. Lewtschik und Kleine (so nennen sich die jungen Leute) fertigen das Volk obszön ab. Diese ziehen weg “... mit hoffnungslos ausgebreiteten Armen”, um mit Gedichtzeilen Nekrasows zu sprechen. Die jungen Leute sind zufrieden - haben eben viel Kohle abgezockt. Wenn nur nicht ein “Aber” dazwischen käme. Die junge Frau ist im achten Monat schwanger. Anstatt in einer Moskauer Privatklinik muß sie jetzt in diesem “vom Gott verlassenen” Drecksloch ihr Kind zur Welt bringen.

  Der zweite Akt versetzt uns an die gleiche Stelle, nur 10 Tage nach der Geburt des Babys. Lewtschik will mit seiner Frau endlich die Rückreise in die Zivilisation, nach Moskau, antreten. Plötzlich beschließt die junge Frau, auf dem Land mit den einfachen russischen Menschen zu leben. Warum sind ihr diese Bauerntölpel plötzlich so herzensnah und seelenverwandt geworden? Darüber erfahren Sie in der Aufführung der Theatergruppe “Brücken”, inszeniert von Elena Forr.

  Das Stück impliziert viele Aspekte - es gibt Raum für Paradoxie, Lachen und Tränen. Ein russischer Zuschauer wird möglicherweise einen Hauch von Nostalgie verspüren nach den Menschen, mit denen er seine Kindheits- und Jugendjahre verbracht hat. Einem deutschen Zuschauer könnte ein tieferer Sinn des Begriffs “russische Seele” offenbart werden